DURCH GEWESENE DEUTSCHE DÖRFER DES
BANATS (15)
In Groß-Scham (amtlich:
Jamu Mare; ung.: Nagyzsám) lebten 1940 2.532 Deutsche und hatten somit
einen Anteil von etwa 75 bis 78 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Nach dem 2.
Weltkrieg änderte sich alles sehr schnell und im bald zu einem „gewesenen
deutschen Dorf" gewordenen Ort. 1977 zählte man hier neben den nur noch
515 Deutschen 1.033 Rumänen, 227 Ungarn und 105 Angehörige anderer
Nationalitäten.
Bei der Volkszählung von 1992 mußte man aber nicht nur das Zusammenschrumpfen der deutschen Dorfgemeinschaft auf 51 Personen feststellen, sondern die gesamte Bevölkerungszahl war mit Ausnahme des rumänischen Bevölkerungsanteils rückläufig, sie sank von 1.880 auf nur noch 1.412 Personen.
Bei der Volkszählung von 1992 mußte man aber nicht nur das Zusammenschrumpfen der deutschen Dorfgemeinschaft auf 51 Personen feststellen, sondern die gesamte Bevölkerungszahl war mit Ausnahme des rumänischen Bevölkerungsanteils rückläufig, sie sank von 1.880 auf nur noch 1.412 Personen.
Trotz dieser Lage wurde
vor zwei Jahren, 1992, mit Andreas Höhn ein deutscher Vizebürgermeister als
Kandidat der National-Liberalen Partei (Junger Flügel) gewählt. Es scheint nun,
als würde sich immer der Vizebürgermeister vor die Presse stellen, wie dies am
19. April 1994 schon zum zweiten Mal geschah.
Die Probleme, über die er
klagt, sind dieselben wie überall im Banat. An erster Stelle rangiert - wie
könnte es anders sein - das finanzielle Loch im Gemeindebudget. Ohne
Subventionen von staatlicher Seite würde die Gemeinde Pleite machen. Aus diesem
Grund können sich die Bürger nur im Winter über eine funktionierende
Straßenbeleuchtung freuen. Dafür ist aber die Brotversorgung in der ganzen
Gemeinde durch die drei Bäckereien das ganze Jahr über gesichert. Man hat auch
80 Tonnen Schotter für die Instandsetzung der Kommunalstraßen (DC) anschaffen
können. Auch das Trinkwassernetz soll durch neue Brunnenbohrungen erweitert
werden. All diese „Errungenschaften" sind aber nur eine Bagatelle neben
dem, was in einer normal funktionierenden Gemeinde erledigt werden müßte.
Es scheint als würde auch
die Bodenverteilung niemals zum Abschluß kommen. Zwar sollten Ende März
1994 92 Prozent des Bodens schon verteilt gewesen sein, aber kein
einziger Bodenbesitzer war damals im Besitz seiner Eigentumsurkunde. Auch dies
kann als Anzeichen dafür gelten, daß sich in den zwei Jahren nach den ersten
annähernd demokratischen und freien Kommunalwahlen in den banater Dörfern
nichts geändert hat. Die demokratisch gewählten Bürgermeister und Gemeinderäte
stehen nun mit gefesselten Händen in einem undemokratischen Staatsgebilde und
erfüllen dieselbe Rolle, die ihre kommunistischen Vorgänger hatten: Sie tun und
lassen nur das, was man von der Präfektur erlaubt.
Auch in dem zur Gemeinde
gehörenden Dorf Klopodia (amtlich: Clopodia) war jeder vierte Einwohner ein
Deutscher; bei insgesamt 446 Seelen stellten sie über 24 Prozent der
Gesamtbevölkerung. 1940 bekannten sich sogar 713 Einwohner zum Deutschtum. 1977
waren in Klopodia von den 1.107 Einwohnern noch 164 Deutsche (neben 678 Rumänen
und 150 Ungarn). Erstaunlich ist, daß sich hier bei der Volkszählung von
1992 57 Personen zum Deutschtum bekannten, das sind mehr als in
Groß-Scham selbst. Wie viele von ihnen wirklich Deutsche waren, ist nicht
bekannt. Bemerkenswert ist auch hier das drastische Sinken der Gesamtbevölkerung
von 1.107 Personen 1977 auf 796 im Jahr 1992. Dies ist auch ein Zeichen des
allgemeinen Zerfalls der ländlichen Ortschaften des Banats.
Aber Deutsche lebten 1940
auch in den rumänischen Dörfern Ferendia und Latunas und zwar 43 bzw. 48 Personen.
Bei der Volkszählung von 1992 bekannten sich nur in Ferendia 3 Personen zum
Deutschtum. Dafür gab es auch im zur Gemeinde gehörenden Dorf Gherman 3
Personen, die sich ebenfalls zum Deutschtum bekannten.
Oktober 1994
Anton Zollner